Inga Scharf da Silva

Inga Scharf da Silva is a cultural anthropologist (Dr.), author, visual artist and spiritual activist. In addition to ethnological field research on Umbanda in Brazil and in German-speaking Europe, she is interested in sacral globalization, archive, contemporary spirituality, anthropology of the senses, material religion, migration and autoethnographic research. She has been working at Humboldt University of Berlin and studied ethnology and history of art in Berlin and in Brazil at the state universities of Bahia, São Paulo and Pernambuco. Her artwork comprises painting and conceptual art with a figurative and mythological focus.

(2022): Trauma als Wissensarchiv (Trauma as an archive of knowledge. Postcolonial memory practices in sacral globalization using the example of contemporary Umbanda in German-speaking Europe). Marburg.

(2021): „Eigen-sinnig / With my own senses“. Berlin: Curare, 7-11, with cover image in artistic research.

(2015): "Über die schwere Hörigkeit" (About severe bondage). In: Klein, Uta (ed.): Inklusive Hochschule. Weinheim.

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Inga Scharf da Silva ist Kulturanthropologin (Dr.), Autorin, bildende Künstlerin und spirituelle Aktivistin. Neben ethnologischer Feldforschung zu Umbanda in Brasilien und im deutschsprachigen Europa interessiert sie sich für sakrale Globalisierung, Archive, zeitgenössische Spiritualität, Anthropologie der Sinne, materielle Religion, Migration und autoethnographische Forschung. Sie arbeitete an der Humboldt-Universität zu Berlin und studierte Ethnologie und Kunstgeschichte in Berlin und in Brasilien an den staatlichen Universitäten von Bahia, São Paulo und Pernambuco. Ihr Werk umfasst Malerei und Konzeptkunst mit einem figurativen und mythologischen Schwerpunkt.

(2022): Trauma als Wissensarchiv (Trauma as an archive of knowledge. Postkoloniale Erinnerungspraktiken in der sakralen Globalisierung am Beispiel der zeitgenössischen Umbanda im deutschsprachigen Raum). Marburg.

(2021): „Eigen-sinnig / Mit meinen eigenen Sinnen“. Berlin: Curare, 7-11, mit Titelbild in Künstlerische Forschung.

(2015): „Über die schwere Hörigkeit“ In: Klein, Uta (Hrsg.): Inklusive Hochschule. Weinheim.


 

Interview Transcription (via Google chat):

Hello

What is access for you?

In general or personally for me?

Either or both :)

Sorry…

I will start with my personal situation, since it is easier to begin it this way. 

Sounds good! And feel free to do German too :)

Gut - Ich habe mich so sehr auf das Englische eingestellt, dass ich das in diesem Moment gerade wieder vergessen habe. Zugang ist für mich persönlich z.B. genau das, was wir gerade tun - wir schreiben miteinander statt zu reden oder zu telefonieren. Da der Druck von außen immer wieder so stark ist, schiebe ich wichtige Termine (z.B. mit Ärzt*innen, die kein Doctolib oder andere Formen der elektronischen Terminvereinbarung haben) monatelang vor mir her, weil ich mich ja anpassen soll an die hörende Welt. Diese Sichtweise habe ich mir gewissermaßen einverleibt.

Denn schreiben kann man ja  auch spontan und nicht nur lange konstruiert und konzeptualisiert - das geht heutzutage ja über viele Kanäle - Chats usw.

Der allgemeine Begriff von Zugängen beschreibt ja meist eine bauliche Konstruktion von Gebäuden oder Straßen und nicht unbedingt das Abbauen von Vor-Urteilen oder subtilere Formen von Zugang, wie es hörbehinderte Menschen erfahren. Natürlich sollte es beides geben - ich meine damit viele Formen von Zugängen im Plural.

Beantworte ich damit etwas Deine Frage oder meintest Du etwas anderes damit oder hast eine Nachfrage dazu?

Great thank you!

Next question is:

2) What is care for you?

Care ist auf Deutsch Pflege oder einfach Zuwendung und Aufmerksamkeit wie für Kinder?

Das englische Wort Care empfinde ich als breiter gefasst als das deutsche Wort für Pflege… für mich drückt sich darin sowohl eine Hinwendung und ein Bewusstsein für andere Menschen und ihre spezifischen Wahrnehmungen als auch direkte Hilfe aus, während das deutsche Wort für Pflege eher klinisch klingt und mich eher an alte und kranke Menschen erinnert als das Wort Care - dabei denke ich auch an Kinder und behinderte bzw. neurodivergente Menschen. Es klingt liebevoll - eine liebevolle und verständnisvolle Zuwendung zu anderen Menschen bzw. Menschen, die als anders wahrgenommen werden. Das kann auch im Hinblick auf die Natur oder das Klima sein, auch gegenüber Tieren - alles mögliche.

Great thank you!

Next question is:

3) What is interdependence for you?

Unabhängigkeit bedeutet für mich, wenn Menschen nicht in Abhängigkeitsverhältnissen und ausschließlich in Bezug auf sich dominant und stark gebende andere Menschen leben können - also selbstbestimmt.

Für Taube Menschen wie mich sehe ich das nicht so richtig, muss ich gestehen, weil wir ja nunmal in einer hörenden Welt leben. 

Ich kann leider keine Gebärdensprache, was es erschwert, dass ich klar von anderen wahrgenommen werde - es gibt doch meist nur die Möglichkeit, entweder als reparierter Mensch mit Hörgeräten oder als gebärdender Mensch mit einer eigenen Sprache wahrgenommen zu werden. Schattierungen gibt es wenig.

Ich bin aber auch 51 Jahre alt und bin in meinem Leben massiv diskriminiert und behindert worden - das ändert sich momentan teilweise sehr zum Positiven. In der Lehre an der Universität bin ich gerade von den jüngeren Studierenden so selbstverständlich und offen angenommen worden, wie ich bin.

Great thank you so much! And last question is:

4) What is cure for you?

Wow, was für eine tolle Frage! Heilung!

Ich bin ja Religionsethnologin und in den Religionen, die ich beforscht habe, ist Heilung ein sehr wichtiges Thema. Ich finde, dass es einen sehr großen Unterschied zwischen der Vorstellung von Heilung von Krankheiten und von Behinderung gibt. Ich selbst bin eine Langzeitüberlebende von Krebs und heilfroh, dass ich davon geheilt wurde, also wieder gesundet bin und keine Schmerzen mehr habe und auch nicht daran gestorben bin. Gleichzeitig habe ich nie gedacht, dass ich von meiner Schwerhörigkeit geheilt werden sollte, da sie für mich eine andere Form der Wahrnehmung der Welt darstellt, wovon ich partout nicht geheilt werden will - andere aber schon - Lehrer*innen, religiöse Akteur*innen usw. Sie gingen wie selbstverständlich davon aus, dass ich das auch will… aber doch eigentlich nur, weil sie sich nicht auf andere Formen einlassen wollen und ihre eigene Selbstverständlichkeit nicht hinterfragt haben wollen. Dabei geht es ja nicht um meine Perspektive oder meine Daseinsberechtigung als Taube Frau.

Great thank you so much, really appreciate you taking the time and effort to participate! One last thing, would you mind if I take a screenshot of our interview, for future publicity purposes?

Yes, you can do that.

Great

Great all done! Candace will be in touch regarding the payment, hopefully we can send those out within the next month or so. And I’ll keep you updated as the project progresses, it will most likely debut next April (2024) in Düsseldorf.

Thank you again, and hope you have a great rest of your day!

Thank you, too! I am very curious about the whole project!

Thank you! Will keep in touch!

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