Raúl Krauthausen

© Anna Spindelndreier, 2022

As an inclusion activist and founder of Social Heroes, studied communications and design thinker, Raúl Krauthausen has been working in the internet and media world for over 15 years. The internet is his second home. Tweet there, he blogs and posts about the things that move him. Sometimes humorous, sometimes serious and sometimes with a sharp tongue. He is best known for the Wheelmap he invented, a worldwide digital map of accessible places created by users, as well as his “undercover home experiment” and the protest against the Federal Participation Act.

Raúl Krauthausen uses a wheelchair. He was born in Peru, attended school in Germany, graduated from high school in 2001 and then worked as an online concept designer at apparat Multimedia GmbH, argonauten_G2 GmbH and NEUE DIGITALE GmbH. In 2002 he began studying social and business communication at the UdK Berlin. In 2004 he founded the activist network Sozialhelden eV with his cousin Jan Mörsch, with which they want to sensitize people to social problems and encourage them to rethink. In 2005, the social heroes received first prize in the NEON/smart ideas competition, in 2009 the German Commitment Prize and in 2010 the German Citizens' Prize and the Inca Award. Krauthausen repeatedly initiates practical, social projects and demonstrates a good knack for funding and sponsors. In 2007 he initiated the “ Pfandtastisch Help!” project.“and receives the Federal Government’s StartSocial Prize for this. The website “ Leidmedien.de ” he created“sees itself as an online guide about language and disabilities and is received with interest by the media; In 2012 the site was nominated for the Grimme Online Award. In 2010, “WirtschaftsWoche” placed Raúl Krauthausen in 59th place on its list of the “most important minds in the German Internet industry”. In 2016, Krauthausen initiated the #notmylaw campaign together with other disability rights activistsfor a better federal participation law. He has been an Ashoka Fellow since 2011 and concentrates fully on the work at Sozialhelden and AbilityWatch eVIn addition to the classic project management and strategic tasks that he holds, he represents the currently 15 social hero projects and their vision to the outside world. Raúl Krauthausen also speaks at various events on topics that concern him. Since 2015 he has been presenting “ KRAUTHAUSEN – face to face“For the disability and media working group he also has his own regular talk show on the topics of culture and inclusion on Sport1. He also developed web video productions for, among others, ze.tt, the ZDF, the social association Germanyand the Federal Agency for Civic Education. He also publishes a weekly newsletter with articles on the topics of inclusion and innovation. Since the end of 2019, Krauthausen has been creating a podcast as part of the social hero project “ The New Norm”." with. In April 2013, Raúl Krauthausen received the Federal Cross of Merit for his social commitment and in 2018 he was awarded the Grimme Online Award for “personal achievement”. The team of social heroes won, among others, the United Nations World Summit Award (2012), the Zedler Prize for Free Knowledge (2013), the Smart Hero Award (2014), the Ruderman Prize for Inclusion (2016), the German Mobility Prize (2016 and the German Sustainability Prize (2019). Raúl Krauthausen is Germany's best-known voice when it comes to inclusion. Anyone who has ever seen him on stage or his newsletter reads, takes away a lot of inspiration, humorous food for thought and motivation.

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Als Inklusionsaktivist und Gründer von Sozialhelden, studierter Kommunikations- und Designdenker, arbeitet Raúl Krauthausen seit über 15 Jahren in der Internet- und Medienwelt. Das Internet ist sein zweites Zuhause. Dort twittert und bloggt er über die Dinge, die ihn bewegen. Manchmal humorvoll, manchmal ernst und manchmal mit scharfer Zunge. Bekannt ist er vor allem für die von ihm erfundene Wheelmap, eine weltweite digitale Karte mit von Nutzern erstellten barrierefreien Orten, sowie für sein "Undercover-Heim-Experiment" und den Protest gegen das Bundesteilhabegesetz.

Raúl Krauthausen benutzt einen Rollstuhl. Er wurde in Peru geboren, besuchte die Schule in Deutschland, machte 2001 sein Abitur und arbeitete anschließend als Online-Konzeptioner bei der apparat Multimedia GmbH, argonauten_G2 GmbH und NEUE DIGITALE GmbH. Im Jahr 2002 begann er ein Studium der Sozial- und Wirtschaftskommunikation an der UdK Berlin. Im Jahr 2004 gründete er mit seinem Cousin Jan Mörsch das Aktivist*innennetzwerk Sozialhelden e.V., mit dem sie Menschen für soziale Probleme sensibilisieren und zum Umdenken anregen wollen. Die Sozialhelden erhielten 2005 den ersten Preis des NEON/smart ideas-Wettbewerbs, 2009 den Deutschen Engagementpreis und 2010 den Deutschen Bürgerpreis sowie den Inka-Award. Krauthausen initiiert immer wieder praktische, soziale Projekte und beweist ein gutes Händchen für Fördermittel und Sponsoren. Im Jahr 2007 initiierte er das Projekt "Pfandtastisch Help!" und erhält dafür den StartSocial-Preis der Bundesregierung. Die von ihm ins Leben gerufene Website "Leidmedien.de" versteht sich als Online-Ratgeber zum Thema Sprache und Behinderung und stößt auf großes Medieninteresse; 2012 wurde die Seite für den Grimme Online Award nominiert. 2010 setzte die "WirtschaftsWoche" Raúl Krauthausen auf Platz 59 ihrer Liste der "wichtigsten Köpfe der deutschen Internetwirtschaft". 2016 initiierte Krauthausen gemeinsam mit anderen Behindertenrechtsaktivist*innen die Kampagne #notmylaw für ein besseres Bundesteilhabegesetz. Seit 2011 ist er Ashoka Fellow und konzentriert sich voll und ganz auf die Arbeit bei Sozialhelden und AbilityWatch e.V. Neben den klassischen Projektmanagement- und Strategieaufgaben, die er innehat, vertritt er die derzeit 15 Sozialhelden-Projekte und deren Visionen nach außen. Raúl Krauthausen spricht auch auf verschiedenen Veranstaltungen zu Themen, die ihn beschäftigen. Seit 2015 moderiert er "KRAUTHAUSEN - face to face" für den Arbeitskreis Behinderung und Medien und hat eine eigene regelmäßige Talkshow zu den Themen Kultur und Inklusion auf Sport1. Außerdem entwickelte er Webvideoproduktionen u.a. für ze.tt, das ZDF, den Sozialverband Deutschland und die Bundeszentrale für politische Bildung. Des Weiteren gibt er einen wöchentlichen Newsletter mit Artikeln zu den Themen Inklusion und Innovation heraus. Seit Ende 2019 gibt Krauthausen im Rahmen des Sozialhelden-Projekts "Die neue Norm" einen Podcast heraus. Im April 2013 erhielt Raúl Krauthausen für sein soziales Engagement das Bundesverdienstkreuz und 2018 wurde er mit dem Grimme Online Award für "Persönliche Leistung" ausgezeichnet. Das Team der Sozialhelden wurde u.a. mit dem United Nations World Summit Award (2012), dem Zedler-Preis für Freies Wissen (2013), dem Smart Hero Award (2014), dem Rudermann-Preis für Inklusion (2016), dem Deutschen Mobilitätspreis (2016) und dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis (2019) ausgezeichnet. Raúl Krauthausen ist die bekannteste Stimme Deutschlands, wenn es um das Thema Inklusion geht. Wer ihn einmal auf der Bühne gesehen hat oder seinen Newsletter liest, nimmt viel Inspiration, humoristische Denkanstöße und Motivation mit.


 

Interview Transcription:

MJ: And the first question is: What is access for you?

RK: Well, access means when everyone should have, ah, nee, ok: Jeder sollte das Recht haben, gleichberechtigt auf Augenhöhe an Veranstaltungen, Räumlichkeiten, oder auch Inhalten teilzunehmen und Dinge zu konsumieren, völlig unabhängig davon, ob er oder sie eine Behinderung hat oder nicht.

MJ: Great, thank you, and the second question is: What is care for you?

RK: Care ist… mehr als Pflege, also es geht nicht nur darum, dass jemand, gewaschen wird, angezogen wird, oder Essen angereicht wird, sondern Care bedeutet auch, dass wir insgesamt aufeinander achten, dass wir respektieren und akzeptieren, dass es Abhängigkeiten von Menschen untereinander gibt, aber es ist keine Einbahnstraße, d.h. die Person, die vielleicht Care bekommt, sollte immer im Mittelpunkt stehen und die Ansagen machen, und nicht die Person, die die Carearbeit leistet die Regeln bestimmen.

MJ: Great, thank you, and the third question is: What is interdependence for you?

RK: Was ist das deutsche Wort? ... What is interdependence? ... What is this  --I don’t understand I have to google it.

MJ: Mhmm

RK: Ok. Na, das ist das was ich gerade gesagt habe, dass, die Abhängigkeit immer in beide Richtungen geht, also der die Person, die Pflege bekommt, ist ja abhängig auf der einen Seite von der Person die pflegt, aber gleichzeitig ist eben auch die Person, die pflegt, abhängig von der Tätigkeit, um vielleicht auch Geld zu verdienen, und das sind immer Konflikte, ne, sind immer Konflikte auch vorbestimmt, die man immer wieder neu aushandeln muss, ähm und das ist die große Herausforderung wenn man über z.B. Carearbeit redet oder Care allgemein.

MJ: Great, thank you, and the last question is: What is cure for you?

RK: Cure?

MJ: Mhm or Heilung?

RK: Ich glaube, dass Cure immer eine Perspektive ist, meistens eine Perspektive ist von Menschen die nicht betroffen sind, Menschen, die keine Behinderung haben, sie glauben, dass wenn jemand eine Behinderung hat, ist er krank und muss geheilt werden, ähm, aber die Menschen mit Behinderung die ich kenne, die meisten von ihnen wollen nicht geheilt werden, können auch gar nicht geheilt werden und sehen sich entsprechend auch nicht als krank, und dieser permanente Fokus auf Heilung und Cure -- Also das medizinische Modell von Behinderung ist deswegen problematisch, weil es ähm offen lässt ob die Barrieren die Diskriminierung nicht eher von außen kommt, also durch fehlende Barrierefreiheit durch fehlende Aufzüge oder Unterstützung die man ja leisten kann, dass wir vergessen dass 3% aller Behinderungen angeboren sind und 97% aller Behinderungen im Laufe des Lebens erworben werden, und wir werden die nicht alle heilen können. Und unter dieser, hinter dieser Idee der Heilung eigentlich auch eine sehr gefährliche Idee aus dem Nationalsozialismus steckt, nämlich dass wir Behinderung vermeiden, verhindern oder abtreiben ähm oder sterbebegleiten müssen, wenn man nicht heilen kann, und ich glaube wir müssen vielmehr darüber nachdenken ob wir statt Cure eher über Akzeptanz reden sollten, also das Umarmen von Vielfalt, das Akzeptieren von Andersartigkeiten, dass es Menschen gibt, die laufen können, Menschen gibt die groß sind, Menschen gibt, die klein sind, Menschen gibt, die nicht laufen können, und dass wir eine Gesellschaft gestalten müssen in der allen gleichberechtigter Zugang ermöglicht wird unabhängig von ihren körperlichen Fähigkeiten, und dass das wenn wir das schaffen als Gesellschaft, wahrscheinlich sogar viel ähm einfacher sein wird dann, sagen wir mal mit dem Thema umzugehen, als wenn wir immer versuchen Behinderung zu vermeiden, weil da steckt auch viel Qual dahinter Menschen mit Behinderung werden gequält, äh in Krankenhäuser gesteckt, zu Ärzt*innen geschickt, Therapien, zu Therapien geschickt, die sie vielleicht gar nicht machen wollen, und ähm dass immer nur die anderen sagen, das musst du jetzt machen meistens in Form von Heilerziehungspflegenden, oder Sozialpädagog*innen, die alle glauben, Behinderung muss vermieden werden, aber ich glaube wir kommen gesellschaftlich weiter wenn wir sagen Behinderung muss akzeptiert werden, genauso wie wir auch Geschlechtervielfalt akzeptieren, oder, ja, Vielfalt im Sinne von Nationalitäten oder Religion akzeptiert werden müssen.

MJ: Great, thank you so much, I’ll stop the recording.


English Translation 

MJ: And the first question is: What is access for you?

RK: Well, access means when everyone should have, ah, no, okay: Everyone should have the right to participate in events, spaces, or even content and to consume things on an equal footing, completely independent of whether they have a disability or not.

MJ: Great, thank you, and the second question is: What is care for you?

RK: Care is... more than medical care, so it's not just about someone being washed, dressed, or having food served, but care is also about looking out for each other overall, respecting and accepting that there are interdependencies between people, but it's not a one-way street, so the person who might be getting care should always be at the centre and making the announcements, it’s not the person doing the care work that should be making the rules.

MJ: Great, thank you, and the third question is: What is interdependence for you?

RK: What is the German word? ... What is interdependence? ... What is this --I don't understand I have to google it.

MJ: Mhm.

RK: Okay. Well, that's what I just said, that dependency always goes both ways, so the person who gets care is dependent on the one hand on the person who is the carer, but at the same time the person who cares is also dependent on the activity [of care], maybe to earn money, and there are always always conflicts, or rather, conflicts are always predetermined, which you have to negotiate again and again, um, and that's the big challenge when you talk about e.g. care work or care in general.

MJ: Great, thank you, and the last question is: What is cure for you?

RK: Cure?

MJ: Mhm or Heilung?

RK: I think that cure is always a perspective, mostly a perspective of people who are not affected, people who don't have a disability -- they think that if someone has a disability they are sick and need to be cured, but the people with disabilities I know, most of them don't want to be cured, can't be cured and don't see themselves as sick, and this permanent focus on healing and cure -- So the medical model of disability is problematic because it leaves, um, open whether or not the barriers resulting from discrimination actually come from outside, i.e. through lack of accessibility through lack of elevators or support that can be provided, so that we forget that 3% of all disabilities are congenital and 97% of all disabilities are acquired in the course of life, and we will not be able to cure them all. And underneath all of this, behind this idea of cure, there is actually a very dangerous idea originating with the Nazi regime, namely that we have to avoid disability, prevent it or abort it, um, or euthanize it if we can't cure it, and I think we have to think about whether instead of cure we should rather talk about acceptance, that is, embracing diversity, embracing diversity, embracing difference, embracing that there are people who can walk, there are people who are tall, there are people who are short, there are people who can't walk, and that we need to create a society where everyone has equal access regardless of their physical abilities, and that if we can do that as a society, probably it will be much easier, let's say, to deal with the issue than if we always try to avoid disability, because there is also a lot of agony behind it. People with disabilities are tortured, put in hospitals, sent to doctors, sent to therapies, to therapies that they may not even want to do, and, um, the fact that it’s always others who say: ‘You have to do this now’, mostly traditional nurses, or social pedagogues, who all believe that disability has to be avoided, but I think we’ll get further as a society if we say disability has to be accepted, just as we have to accept gender diversity, or, yes, diversity in the sense of nationalities or religion.

MJ: Great, thank you so much, I'll stop the recording.

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