Laura Gehlhaar

Laura Gehlhaar lives and works in Berlin, Germany as a keynote speaker and consultant in the fields of inclusion, diversity, and accessibility. Her clients range from private persons to corporations, and NGOs.  Laura came to Berlin following her heart and a job at a psychiatric hospital in 2008, following her graduation from the Radboud University of Nijmegen, Netherlands. In 2014 she became a certified mediator and coach. Her first book „Kann man da noch was machen?“ was was published by Heyne in September 2016. In 2022, she contributed as a co-author to the anthology "Unlearn Patriarchy," writing on the subject of self-empowerment and self-determination as a disabled woman.

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Laura Gehlhaar lebt und arbeitet in Berlin, Deutschland, als Keynote-Speakerin und Beraterin in den Bereichen Inklusion, Vielfalt und Barrierefreiheit. Ihre Kunden reichen von Privatpersonen über Unternehmen bis hin zu NGOs.  Laura kam 2008 nach ihrem Abschluss an der Radboud Universität in Nijmegen, Niederlande, ihrem Herzen und einem Job in einem psychiatrischen Krankenhaus folgend nach Berlin. Im Jahr 2014 wurde sie zertifizierte Mediatorin und Coach. Ihr erstes Buch "Kann man da noch was machen?" ist im September 2016 im Heyne Verlag erschienen. 2022 schrieb sie einen Beitrag für die Anthologie "Unlearn Patriarchy" zum Thema Selbstermächtigung und Selbstbestimmung als behinderte Frau.


 

Interview Transcription:

MJ: So the first question is: What is access for you?

LG: what is access for me … Wenn ich an behinderte Menschen denke, dann bedeutet Zugang für mich, die gleichen Möglichkeiten zu haben, die gleichen Chancen zu haben, gesellschaftlich, politisch, sozial, um mich genauso bewegen zu können, körperlich, in der Gesellschaft wie nicht-behinderte Menschen auch oder Menschen die im Gegensatz zu mir keinen Rollstuhl benutzen, aber auch äh individuelle Entfaltung, also die Möglichkeit zu haben mich individuell weiterzubilden, fortzubilden, Gedanken und Ideen umzusetzen, die ich habe. Und access, Zugang bedeutet auch noch für mich Entscheidungen zu treffen welchen Bildungsweg ich einschlagen möchte, welchen Beruf ich erlernen möchte, welchen Beruf ich ausführen möchte. Oh well that was my answer (laughing).

MJ: Great thank you, and the second question is: What is care for you?

LG: Wenn ich an Fürsorge oder Care denke, denke ich als aller erstes an meine Beziehung zu meinem Mann, aber auch all die Beziehungen die mein Leben ausmachen wie zu meiner Familie, zu meiner Mutter, zu meinen Brüdern, zu… zu meiner Oma, zu meinen Freund*innen, ich glaube, dass jede Beziehung in dem Sinne Fürsorge bedeutet, die man geben kann und die man auch zurückbekommt, und ganz speziell in meiner Beziehung ist Fürsorge ein großes Thema jeden Tag eigentlich, das begleitet unseren Alltag jeden Tag, weil ich mit einer Behinderung lebe und mein Mann nicht, und von außen betrachtet bin ich diejenige die Fürsorge bekommt und mein Mann ist derjenige der mir Fürsorge gibt, und mein Verständnis von Fürsorge geht aber über das Körperliche hinaus also ich sorge, ich leiste genauso Fürsorge wie mein Mann es tut, ich schaue dass es ihm gut geht, ich pflege ihn so, dass es ihm gut geht wenn er mich braucht, genau ich glaube das Fürsorge ein schönes Geben und Nehmen ist, das aber auch immer wieder neu verhandelt werden muss, weil sich Bedürfnisse auch immer wieder ändern. That was my answer (laughing).

MJ: Awesome thank you, and the third question is: What is interdependence for you?

LG: Ähm… ähm is it interdependence or is it independence?

MJ: Ähm interdependence.

LG: Interdependence ok, what`s the German word for interdependence?

MJ: My translator actually just put Interdependenz, like with a z at the end, I don’t know if you can see I just posted it in the chat.

LG: *whispering* Interdependenz… never heard of it, never heard of it! Wait let me, let me check it (laughing)… interdependence… oh, ok, Abhängigkeit, ja ok, ach ok! Yes of course! Oh ja, that’s a good question. Ich glaube, dass gegenseitige Abhängigkeit, also Interdependenz gut und schlecht zugleich sein kann, ich glaube dass eine Abhängigkeit schön oder positiv sein kann wenn -- während ich spreche merke ich, dass eigentlich nichts Schönes an Interdependenz ist. Ok, ich glaube, dass Abhängigkeit immer mit einem Machtgefälle einhergeht und deshalb nicht gut ist. Ich glaube, dass in einer Abhängigkeit es immer eine Person gibt, die eben abhängig ist und dadurch in der Hierarchie, sozusagen was Machtübung angeht. unter jemandem steht, der für diese Abhängigkeit sorgt. Was Behinderung angeht, und es wird von außen sehr schnell so definiert, dass ich als behinderte Frau abhängig bin von Assistenzen oder Caregivers -- und ja, es besteht eine gewisse Abhängigkeit aber trotzdem in dieser Relation bin ich die Arbeitgeberin und äußere meine Wünsche und meine Bedürfnisse, die dann erfüllt werden und ich habe letztendlich die Kontrolle was mir ermöglicht wird und im Endeffekt ermögliche ich es mir dadurch selbst. Ja, das ist das, was mir gerade einfällt, ja that was my answer.

MJ: Awesome thank you, and the last question is: What is cure for you?

LG: Oh, Heilung für mich hat erstmal einen negativen Touch weil als ich mit meiner Behinderung diagnostiziert wurde, als mir gesagt wurde, mein Körper, den ich als Kind gar nicht anders kannte, dass der nicht gut ist, und irgendwie falsch oder krank ist, war die schnellste Reaktion darauf, dass ich geheilt werden sollte, aber für mich ist eine Heilung niemals zu erreichen und deshalb ein total, also, ein unerreichbares Ziel, was von außen so betrachtet wird dass das das Größte ist, was ich jemals erreichen könnte, und auch das Beste für mich ist was ich jemals erreichen könnte, wäre ein Heilung meiner Erkrankung sprich meiner Behinderung und das sehe ich nicht so und deshalb hat das für mich einen negativen Beigeschmack, weil es mich erstens unter Druck setzt, und zweitens eine Anforderung an mich gestellt wird, der ich niemals gerecht werden kann, und anstatt auf Heilung ausgerichtet zu sein sollten wir uns lieber konzentrieren auf Barrierefreiheit, auf accessibility, so dass ich überall mit meinem Körper so wie er ist und so wie ich nun mal bin, wie meine Biologie funktioniert, überall teilnehmen kann und mehr Access einfordern kann, Barrierefreiheit einfordern kann, ja. That was my, my answer again (laughing).

MJ: Awesome thank you, and that’s all the questions, I’ll stop the recording.


English Translation 

MJ: So, the first question is: What is access for you?

LG: What is access for me ... When I think of disabled people, access for me means having the same possibilities, the same opportunities, socially, politically, in social settings, to be able to move physically in society in the same way as non-disabled people or people who, unlike me, don't use a wheelchair, but also, uh, individual development, that is, to have the possibility to further my education, to continue my education, to implement thoughts and ideas that I have. And to me, access or accessibility also means to be able to make decisions which educational path I want to take, which profession I want to learn, which profession I want to pursue. Oh well, that was my answer (laughing).

MJ: Great thank you, and the second question is: What is care for you?

LG: When I think of care, I think first of all of my relationship with my husband, but also all the relationships that make up my life, like with my family, with my mother, with my brothers, with my grandmother, my friends, I think that every relationship means care in the sense that you can give and you also get back, and especially in my relationship care is a big topic every day actually, it accompanies our everyday life, because I live with a disability and my husband doesn't, and from the outside I am the one who gets care and my husband is the one who gives me care, and my understanding of care goes beyond the physical -- so I care, I provide care just like my husband does, I make sure he is well, I care for him so that he is well when he needs me. Yes, exactly, I believe that care is a beautiful give and take, but it also has to be renegotiated again and again, because needs also change again and again. That was my answer (laughing).

MJ: Awesome thank you, and the third question is: What is interdependence for you?

LG: Um... um is it interdependence or is it independence?

MJ: Um interdependence.

LG: Interdependence ok, what`s the German word for interdependence?

MJ: My translator actually just put Interdependenz, like with a z at the end, I don't know if you can see I just posted it in the chat.

LG: *whispering* Interdependence... never heard of it, never heard of it! Wait let me, let me check it (laughing)... interdependence... oh, ok, dependency, yes ok, oh ok! Yes of course! Oh yes, that's a good question. I believe that interdependence can be good and bad at the same time, I believe that interdependence can be beautiful or positive when -- as I speak, I realize that actually there is nothing beautiful about interdependence. Ok, I believe that dependency always comes with a power imbalance and is therefore not good. I believe that in a dependency there is always one person who is dependent and therefore in terms the hierarchy, so to speak, in terms of power, that person is below whomever they depend on. As far as disability is concerned, and it is very quickly defined from the outside that I as a disabled woman am dependent on assistants or caregivers -- and yes, there is a certain dependence, but nevertheless in this relation, I am the employer and express my wishes and my needs, which are then fulfilled and I ultimately have control over what is made possible for me and in the end I make it possible for myself. Yes, that's what I just thought of, yes that was my answer.

MJ: Awesome thank you, and the last question is: What is cure for you?

LG: Oh, cure for me has a negative connotation because when I was diagnosed with my disability, when I was told that my body, which I didn't know any different as a child, that it's not good and it's somehow wrong or sick, the quickest reaction was that I should be cured, but for me a cure is never achievable and therefore a totally, well, an unachievable goal, which is seen from the outside as the greatest thing I could ever achieve and also the best thing for me that I could ever achieve, that that would be a cure for my condition, for my disability, and I don't see it that way. And that's why it has a negative connotation for me, because first of all it puts me under pressure and secondly it places a demand on me that I can never meet, and instead of focusing on cure we should instead focus on accessibility, on Barrierefreiheit, so that I can participate everywhere with my body the way it is and the way I am, the way my biology intended, and demand more access, demand accessibility, yes. That was my, my answer again (laughing).

MJ: Awesome thank you, and that's all the question. I’ll stop the recording.

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